Wie kann ich als Facilitatorin zu Durchbruch-Erlebnissen beitragen?

Ich weiss nicht, inwieweit diese Reflexion verallgemeinerbar ist. Sie handelt von einer kürzlich erlebten Situation, welcher ich mehr Raum geben möchte. Denn ich glaube, als Facilitatorin beigetragen zu haben, dass aus einer heiklen Situation ein konstruktives, authentisches Gespräch mit überraschendem Ausgang wurde.

Dieses Meeting bedeutete einen Wendepunkt im Projekt. Für mich selbst war im ersten Moment nicht offensichtlich, was genau meinen Beitrag ausgemacht hatte. Mit diesem Blogartikel trage ich also zu meiner eigenen Erkenntnis über die Situation und Sichtbarmachung meiner Talente bei!

Aus Schutz der Betroffenen halte ich den Kontext sehr allgemein:
In einem Projekt mit mehreren involvierten Stakeholdern hatten sich von Anfang an zwei Lager gebildet. Diese Entwicklung fand anfänglich im „Untergrund“ statt, erst nach einigen Monaten kam zum Vorschein, dass zwei parallele Vorgehen und Vorstellungen über den weiteren Verlauf des Projekts entstanden waren. So kam es zu einer Aussprache. 

Was habe ich bei dieser Aussprache konkret getan? Auf der sichtbaren Ebene habe ich vor allem Protokoll geschrieben. Ich habe Fragen gestellt, manchmal fehlende Aspekte in die Runde eingebracht und Beteiligte, die in der Hitze des Gefechts noch nicht zu Wort gekommen waren, um ihre Meinung gefragt. Als ich nach Hause kam, war ich unfassbar müde. Das konnte also nicht alles gewesen sein?

Auf der subtileren Ebene des Raumhaltens, fallen mir folgende Faktoren auf, die vielleicht zu einem positiven Ausgang beigetragen haben:

Absichtslose Präsenz

Nein, ich war nicht während der ganzen Projektdauer in absichtsloser Präsenz. Das Projekt war mir zeitweise sehr nahe, und es gab eine Phase, in der ich mich mit meinen eigenen Sehnsüchten und Projektionen in Verbindung mit dem Thema auseinandersetzen musste. Glücklicherweise passierte dieser Prozess vor der besagten Aussprache. Im Moment des Gesprächs konnte ich „neutral“ und ohne Absicht da sein, ich hatte kein Eigeninteresse (mehr), das ich vertreten musste. Ich hätte meine Arbeit ohne grosses Bedauern niederlegen können.
Vielleicht gab es doch eine übergeordnete Absicht oder Intention, auf die ich mich ausgerichtet habe: Mich ganz in den Dienst des Projekts und der beteiligten Menschen zu stellen, damit das Vorhaben gelingen möge.

Unterstützen der Personen, die mutige Ehrlichkeit zeigen

Ich hatte der Gruppe angeboten, das Protokollschreiben zu übernehmen. Mir war es wichtig, dass sich alle auf das Gespräch einlassen konnten. Als Protokollschreiberin setzte ich mich neben die Person, die als erste mutig das Wort ergriff und offensichtlich in der Minderheit war. Es war auch ein physisches Unterstützen, ein „ich bin an deiner Schulter“, ein „ich unterstütze dich, indem ich das Gesagte festhalte und bezeuge“. Ich schrieb die Aussagen so genau als möglich mit, auch in der Hoffnung, dass alle Beteiligten später eine Grundlage hätten, auf die sie zurückgreifen könnten.

Es war eine zweite Person da, die mit mutiger Ehrlichkeit reagierte. Sie konnte gut ausdrücken, was das Gesagte mit ihr machte. Dies brachte die Unterhaltung gleich auf eine andere Ebene. Allein kann ich als Facilitatorin gar nichts erreichen! Aber ich konnte genauso in achtsamer Präsenz da sein für diese Person, sowie für alle anderen.

Alle zu Wort kommen lassen

Grundsätzlich griff ich wenig in das Gespräch ein und liess es so weit als möglich laufen. Als erfahrene Konsent-Moderatorin sprach ich jedoch die Personen direkt an, die noch nicht zu Wort gekommen waren und stellte so die Beteiligung aller sicher. Interessanterweise machte eine der stilleren Personen sehr wichtige und unerwartete Aussagen, die einen Einfluss auf den Ausgang des Gesprächs hatten. Die Soziokratie und mit ihr verbunden die Gleichwertigkeit in der Zusammenarbeit sind mir ein wichtiges Instrument und Anliegen.

Nachfragen bis Klarheit da ist

Der letzte Punkt ist doch eine Verallgemeinerung, auf mich persönlich bezogen. Die Eigenschaft des hilfreichen, hartnäckigen Nachfragens wurde mir nämlich schon mehrmals rückgemeldet bei meiner Arbeit. Bei Konflikten bleiben die Menschen gerne ein wenig undefiniert in der Aussage, um sich doch nicht zu weit vorzuwagen. Leider löst sich der Wollknäuel so oft nicht auf. Hier fordere ich gerne möglichst liebevoll auf, klare Aussagen zu machen. Dies wird möglich, wenn es mir gelingt, den Raum für alle sicher genug zu halten und die Menschen das auch spüren. Eine persönliche Qualität, die mich als Facilitatorin wohl auszeichnet.

Hast du schon Durchbrüche erlebt oder dazu beigetragen? Was waren da entscheidende Faktoren allgemeiner oder ganz persönlicher Art? Was sind deine Qualitäten, mit denen du Durchbrüche ermöglichen kannst? Es würde mich freuen, über die Kommentarfunktion von anderen Erlebnissen zu erfahren und mein Bild zu erweitern.

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