Die Art der Tiefenarbeit von Common Ground in Worte auszudrücken, fällt oft nicht leicht. Es kommt einem Erleben der eigenen Persönlichkeit nahe, ein Aus-Sich-Heraus-Treten, um sich aus einer frei wählbaren Perspektive im eigenen Sein und Tun zu beobachten. In diesem Beitrag möchte ich dir meine Erfahrungen anhand von Metaphern und Bildern näher bringen.
Eintauchen
Eines unserer Leitmotive lautet „in die Tiefe eintauchen“. Wer selber taucht, weiss, wie sich die Realität beim Tauchen verändert: Distanzen verkürzen sich, Schwerkraft fällt weg, Licht bricht sich, Wasser drückt auf den Körper, Farben und Formen sind neuartig, fremd und faszinierend. Schönheit und Schutz liegen nah beisammen. Die Tiefe lockt mit neuen Erfahrungen und gleichzeitig droht sie mit Unbekanntem.
Ich erlebe meine eigene Tiefenarbeit oft ähnlich. Meine innere Welt bietet einen unglaublichen Reichtum an neuen Formen und Farben. Was mich genau erwartet, wenn ich an einem neuen Ort eintauche oder mich tiefer sinken lasse, ist ungewiss. Dort unten kann es auch gefährlich sen. Alleine wage ich mich nicht dorthin, ich wähle mir meine Tauchgruppe sorgfältig aus.
Ich sehe mich bei Common Ground als in gewissen Gebieten erfahrenen Taucher, der den Wasserdruck aushält. Dort prüfe ich regelmässig Tiefe, Sauerstoff und Strömung und sorge dafür, dass das Auftauchen jederzeit sicher gewährleistet ist. Was du in der Tiefe antriffst, kann ich nicht voraussagen. Das ist ein Zauber und der Natur selbst überlassen. In anderen Tauchgebieten lasse ich mich von meinen Common Ground Kollegen in die Tiefe führen – und geniesse die Anblicke einer neuen, mir unbekannten Welt.
Camera Obscura

Die Lochkamera ist ein dunkler Raum mit einem Loch, durch das die äussere Umgebung als auf dem Kopf stehendes Abbild projiziert wird. Diese Metapher hilft mir, die Arbeit an mir selbst und bei Common Ground besser zu erleben. Ich sitze in der dunklen Kammer und sehe Umrisse, Ausschnitte und Abbilder dessen, was um mich herum vorhanden ist.
Meine Möglichkeiten sind vielfältig: Ich kann das Abbild besser verstehen lernen, die Camera Obscura verschieben, so dass ein anderer Ausschnitt in die Kammer fällt, durch das Loch nach draussen schauen oder die Camera Obscura verlassen. Alle diese Möglichkeiten erweitern mein Verständnis meines momentanen Ichs, verstanden als das aktuell projizierte Bild. In meinen eigenen Erfahrungen mit verschiedenen Tiefen-Methoden wie Storytelling, Zentrierung oder Aufstellungen werden diese Möglichkeiten real.
Feld unendlicher Möglichkeiten

Unsere Arbeit kann auch als Verbindung von mir selber mit einem Feld unendlicher Möglichkeiten gesehen werden. Meine Filter wie Einstellungen, Glaubenssätze, kulturelle Normen formen meine bewusste Wirklichkeit. Ich bin ich, weil ich mich dazu manchmal bewusst, oft unbewusst entschieden habe.
Filter stellen die Grenzen meines Ichs dar und geben mir Identität. Unsere Filter geben uns nicht nur in positiver Hinsicht eine konkrete Form in der realen Welt, sie schützen uns auch vor Verletzungen und Schmerz. Ab und zu möchten wir unsere Filter einer Überprüfung unterziehen, da sie sich verselbständigen und uns daran hindern können, Neues zu entdecken.
Ausserhalb meines Ichs befindet sich das Feld der unendlichen Möglichkeiten voller Ressourcen. Wenn ich mich durch Reflexion, visuelle Inspiration und Körperarbeit in dieses Feld begebe, kann ich über meine Filter hinaus gehen und neue Aspekte möglicher Ichs erforschen. Die Metapher des unendlichen Feldes hilft mir, meine Neugier zu entfachen und mich auf den Weg in dieses Feld zu begeben. Ausserhalb meines Ichs erwartet mich Energie des Wandels, sehr bewegend, bisweilen verstörend und verletzend, wenn es alte oder unbewusste Wunden aufreisst. Gut geleitet kann Heilung und Verwandlung entstehen.

Nervenbahnen
Diese Metapher ist neurologisch erforscht und dementsprechend fortgeschritten. Neuronen schicken sich gegenseitig Impulse, was bei Wiederholung zu einer Ausprägung der synaptischen Verbindung führt. Wir sprechen von „Nervenbahnen“. Unsere täglichen Erfahrungen prägen diese neurologischen Muster, Gewohnheiten und Verhalten sind stark ausgeformte Nervenbahnen.
Durch erlebnis-orientierte Lernformate habe ich erlebt, wie wenig genutzte Bahnen aktiviert werden, wie neue Muster zart entstehen. Dies kann zu einem Nachdenken über die bestehenden Muster führen, wodurch alte Nervenbahnen abgerissen und neue gebildet werden: Wandel und Veränderung setzt ein. Ein sehr einleuchtendes Bild, um zu erklären, wie sich Wiederholung, Disziplin und Konsistenz auf unser Verhalten auswirken: Gewohnheiten sind trainierbar. Meine Common Ground Kollegin Ramona hat zu Nervenbahnen ausführlich in ihrem Blog über „Sinnstiftende Zusammenarbeit braucht Hirn!“ geschrieben.
Metaphern im Einsatz
In unserer Arbeit bei Common Ground fokussieren wir auf Individuen und Teams im Wandel und fragen uns, wie dieser Wandel vonstatten gehen kann. Wir wollen in diese Tiefe einzutauchen, um sich selbst und sein Umfeld aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. In unseren Formaten geht es einerseits um den persönlichen Purpose, also darum, wofür wir stehen und was uns Energie verleiht, und um die Fähigkeit der Facilitation, also solche Prozesse in einem Team begleiten zu können.
Wir vermitteln diese Tiefe auch ausserhalb des Common Ground Kollektivs an verschiedenen Veranstaltungen und Workshops.
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